Polenfahrt nach Mielec im September 2014
Gemeinschaftsprojekt der Dobermann-Nothilfe und der Jake Hundehilfe
Martina berichtet:
“Am vorletzten Wochenende bin ich zum ersten Mal im Team selber gefahren, um Futter und Spenden für ein privates Tierheim in die Nähe von Mielec zu bringen.
Die Not scheint dort in diesem Jahr größer als sonst, zu viele Leute werfen ihre Hunde weg (so hat es Aga ausgedrückt, sie spricht deutsch und kann somit übersetzen).
In dem Tierheim von Basia, sie kümmert sich allein mit ihrem Sohn Kamil und ehrenamtlichen Helfern um die Tiere, befinden sich momentan ungefähr 50 Hunde. Zuschüsse bekommt sie so gut wie nicht, alles muss sie aus eigener Tasche finanzieren – und nun ging es einfach nicht mehr. Zudem ist die Vermittlung der Hunde dort sehr schwierig, oft müssen sie ihr ganzes Leben in einem Tierheimzwinger verbringen. Die ganz jungen Hunde ja, manchmal stehen Menschen mit ihrem alten Hund vor dem Tor und wollen ihn gegen ein Hundebaby tauschen….
Die Idee zu der Tour war vor einigen Wochen geboren und schnell hatten wir ein tolles Team zusammen. Anna, eine Tierärztin, die an einem Tag vor Ort möglichst viele Hunde kastrieren wollte, Wiebke, ihre Freundin, die ihr assistieren konnte, und zuletzt Robin, der sich schon im April für eine Hundeseele aus Mielec entschieden hatte und der seinen Barry nun selber mitbringen wollte. Ich gebe zu, männliche Begleitung war für mich nicht unwichtig, wir wollten immerhin mit einem vollbeladenen Pferdeanhänger fast bis an die russische Grenze fahren und ich hatte bisher keinen Fuß in ein östliches Land gesetzt.
Freitagabend ging es nach einer hektischen Vorbereitungswoche dann los. In allerletzter Minute hatte uns Thomas noch ein Ersatzauto zu einem super günstigen Tarif zur Verfügung gestellt, das ursprüngliche Zugfahrzeug war und wegen eines Unfalls ausgefallen, an dieser Stelle nochmal vielen Dank für die schnelle Hilfe an Thomas !
Der Pferdeanhänger war wirklich bis obenhin voll mit Spenden, danke an alle großen und kleinen Spender, einfach großartig !!!
Samstagmorgen gegen 9.00 Uhr waren wir nach 14 Stunden Fahrt endlich am Ziel bei Basia und nach einer kurzen Begrüßung ging es gleich ans Ausladen. So groß war die Freude über all die Dinge, das war auch für uns ein schönes Gefühl.
Nach einem kurzen Frühstück und einem kleinen Rundgang ging es dann auch gleich ans Werk.
Im Nachbarort durften Anna und Wiebke den OP-Raum einer Tierarztpraxis nutzen, alle für die Kastrationen notwendigen Dinge hatten wir dabei und los ging es mit den ersten 3 Hunden im Gepäck.
Freundlich und offen wurden wir in der Praxis von den Tierärztinnen Justyna und Ola empfangen, beide sprachen sogar etwas deutsch, somit war die Verständigung kein Problem.
Obwohl dort am Samstag noch Patienten empfangen wurden, durften Anna und Wiebke sofort anfangen. Justyna und Ola boten auch ihre Hilfe an, ein Traum! Die beiden Frauen bereiteten die Rüden für die O.P. vor und Kamil übernahm den Hin-und Rücktransport.
Somit konnte Anna an dem Samstag 12 Rüden kastrieren!
Richtig, richtig fleißig waren Anna und Wiebke, gegen Abend merkte man ihnen aber auch die Erschöpfung merklich an.
Robin hatte seinen Werkzeugkoffer mitgenommen und wir zwei wollten an dem Tag Material für notwendige Reparaturen in einem nahegelegenen Baumarkt kaufen und eben tun, was in der kurzen Zeit möglich ist. Nachdem wir uns aber einen Überblick verschafft hatten, war klar, dass wir nicht viel ausrichten konnten. Hundehütten wurden dringend gebraucht, der Winter naht, und so beschlossen wir, Holz zu kaufen von dem Budget, dass uns die Dobermann-Nothilfe mitgegeben hatte.
Das dauerte dann auch richtig lange, zum Holzhandel fahren, Latten aussuchen, feststellen, dass man dort nur mit Zloty und auch nicht mit Karte bezahlen kann, eine(weit entfernte)Wechselstube aufsuchen und wieder zurück. Immer mit dem Anhänger dahinter, dank an Robin, der hat tagsüber das Fahren übernommen !
Danach konnten wir nicht mehr viel tun, bei Basia haben wir nochmal nach allen Hunden geschaut und wurden von ihr fürstlich bewirtet. Einfach toll und doch auch fast schon beschämend, wenn man weiß, wie knapp dort das Geld ist. Fließendes Wasser gibt es in dem Haus nicht….
Den Grillabend, den Basia uns zu Ehren angesetzt hatte, mussten wir absagen, zu groß war die Erschöpfung und vor uns lagen noch 60 km Landstraße bis zum Hotel in Mielec.
Gegen 22.00 Uhr waren wir im Hotel und dann nur noch ins Bett!
Am nächsten Morgen um 7.00 Uhr wurden wir im Hotel von Iwona abgeholt und zum Tierheim Mielec gebracht. Auch dort wurden wir sehr freundlich empfangen und herumgeführt.
150 Hunde gibt es dort momentan, 4 glückliche Nasen durften mit uns nach Hause fahren.
Einer davon war Barry, ein kleines “Pony”, für den die Leute dort extra eine große Box bauen mussten.
Der Rest ist schnell erzählt. Um 8.00 Uhr ging es wieder Richtung Heimat, Kamil brachte uns weitere 4 Hunde von Basia an die Strecke, eine kleine Nase von einem anderen polnischen Tierheim durfte unterwegs auch noch zusteigen und Aramis wurde unterwegs auch schon an seine glücklichen Besitzer übergeben.
Gegen ein Uhr nachts war ich zuhause, Anna und Wiebke mussten noch eine gute Stunde weiterfahren.
Dafür hatte ich einen kleinen Hund im Gepäck, der bei uns im Hause erstmal noch für Aufregung sorgte, aber süß ist er, der kleine Fratz !
Am Ende war es eine gelungene Hilfsaktion, glückliche Menschen, die neben dem Futter und den Sachspenden eine große Portion Motivation zum Weitermachen bekommen haben.
12 kastrierte Rüden und 9 Hunde, die das große Los für ein tolles Zuhause gezogen haben.
Genau genommen sind es 10 Hunde, die jetzt ihr Glück gefunden haben, ich möchte an dieser Stelle nämlich noch von Kusy berichten. Ein dreibeiniger Schäferhundrüde, der 2-jährig in einer Wolfsfalle ein Bein verloren hatte und nun schon seit 2 Jahren im TH bei Basia sitzt. In einem fast dunklen Raum, zweimal täglich kommt er für einige Minuten ans Licht, wenn der Raum gesäubert wird. Basia liebt ihn sehr, er hat einen tollen Charakter, er hat aber so gar keine Chance und gibt sich nun langsam auf.
Durch einen glücklichen Zufall, anders kann ich es nicht nennen, kam ich mit Regina über diesen Hund ins Gespräch, sie betreibt eine Hundeschule und besitzt auch selber Schäferhunde.
Sie hat dieser armen Seele spontan einen Pflegeplatz zugesichert und tatsächlich war auf dem Transport der Dobermann-Nothilfe Anfang Oktober noch genau ein Platz frei – das kann alles nur Schicksal sein, ich freu mich für den Buben, danke Regina!!!!!!!!
Wenn er hier ist, müssen wir alle mithelfen, für ihn auch ein tolles Zuhause zu finden!
Zum Schluss möchte ich allen Beteiligten danken.
Natürlich zuerst mal meinen Mitstreitern, wir waren ein tolles Team!
Dann der Dobermann-Nothilfe und der Jake Hundehilfe, ohne eure finanzielle Unterstützung wäre es nicht gegangen.
Unserem Auto-Engel Thomas Schmidt vom Autoverleih Avis in Wandsbek, Wahnsinn, so spontan und auch so hilfsbereit günstig wie du ist kaum einer!!!
Und natürlich den vielen Futter- und Sachspendern, da möchte ich besonders Frau Kressin vom Futterhaus Buchholz/Nordheide danken, so einige Male durfte ich meinen Kofferraum mit Futter beladen. Aber auch Hertha, Connie und mein Mitfahrer Robin, ihr habt besonders viele Säcke Futter möglich gemacht, danke!!!!!!!!!
Ich hoffe, ihr habt einen Einblick bekommen, die Bilder von dieser Fahrt bleiben bei mir noch lange im Kopf und ich hoffe, es ist nicht die letzte Fahrt gewesen.
Gemeinsam können wir viel bewegen.”
Die Jake Hundehilfe hat Tedi und Lili aus Mielec nach Bad Segeberg geholt und sie in einer professionellen Pflegestelle untergebracht, wo auch Buska und Norka betreut werden. Sie suchen nun ihr Zuhause.